Als ich vor drei Jahren zu unserem Bischof ging, um von ihm eine sakramentale
Beauftragung für den priesterlichen Dienst in unserer Kirche zu erbitten, wurde ich abgewiesen. Das ist kirchenrechtlich nicht vorgesehen und führe zu einer Spaltung, so waren seine Argumente. Im weiteren Gespräch meinte er dann, ich wäre doch Seelsorgerin in unserer Kirche und diese Berufung könne ich ja uneingeschränkt ausüben. Was ich damals als Provokation empfand, ist mir heute zur Befreiung geworden.
Ein System, in diesem Fall die Kirche, legt mir Fesseln an und sagt mir, was ich tun darf und was nicht. Diese Fesseln im Außen haben die Fesseln in meinem Inneren wider gespiegelt. Ich bin Frau, unwürdig, nicht gut genug....usw. Nach und nach habe ich gemerkt, dass es meine inneren Bilder sind, die mich fesseln und ich mich von diesen falschen und kleinmachenden Glaubenssätzen lösen kann. Wer soll mich hindern meine Berufung zu leben? Und wer sagt, dass ich dafür ein Weiheamt brauche? Kann es überhaupt ein "Amt" geben für etwas das von Gott geschenkt wird? Die Priesterin, die ich sein möchte, ist frei von weltlichen Abhängigkeiten. Sie definiert sich nicht über Macht und Einfluss, sondern ihre Reputation sind die Menschen, die sie aufrichtet, ermutigt und wieder in Verbindung bringt mit dem göttlichen Grund. Und ja, so gesehen hat der Bischof recht: ich lege meinen Kleinglauben ab und lebe meine Berufung wie sie mir von Gott geschenkt ist.
Niemand hindert uns daran, uns von unseren negativen und abwertenden Bildern zu befreien. Nur wir selber. Unsere Angst, Unsicherheit, unser mangelndes Vertrauen in unser wahres Selbst, all das lässt uns nicht der Mensch sein, den Gott sich gedacht hat. Und wenn wir unser Potential entfalten, dann geht es nicht darum irgend welchen größenwahnsinnen Phantasien nachzujagen oder mich mit anderen zu vergleichen. Nein, werde der Mensch der du bist. Dann bist du frei.
Dem großen Freiheitskämpfer Nelson Mandela, der 27 Jahre in Gefangenschaft verbrachte, ist diese Freiheit gelungen. Er sagte nach seiner Freilassung: "Als ich aus der Zelle durch die Tür in Richtung Freiheit ging, wusste ich, dass ich meine Verbitterung und meinen Hass zurücklassen musste, oder ich würde mein Leben lang gefangen bleiben." Er wusste um die Macht der eigenen Gedanken, die uns allzuoft zu Opfern machen und wir im Jammertal stecken bleiben.
Ich lasse euch in meinen Blogs an meinen inneren Prozessen teilhaben, nicht um etwas zur Schau zu stellen, sondern um dich aufzuwecken und dich endlich von deinen Fesseln zu befreien. Die Lebensumstände haben dir Fesseln angelegt, ja das mag sein, ablegen kannst du sie nur selber. Du entscheidest, was du denkst, womit du dein Gehirn fütterst, mit wem du dich umgibst und worauf du vertraust. Die ganze Panikmache, die Krisenstimmung, all das wird seit Jahren intensiv geschürt. Das Problem wird groß gemacht um uns klein zu halten. Dabei glaube ich nicht, dass es einen großen Aggressor gibt, der für all das verantwortlich gemacht werden kann. Es gibt überhaupt keinen anderen Menschen, den ich für meine ungelebten und ungeliebten Anteile in mir verantwortlich machen kann. Es sind meine Gedanken, meine Angst, die mich handlungsunfähig macht. Und man kann zu Heini Staudingers Kandidatur zur Bundespräsidentenwahl stehen wie man will, in einem kann ich ihn voll unterstützen: "Wir können viel mehr tun, als wir glauben. Und auch wenn es nur eine Kleinigkeit ist. Gib dich nicht geschlagen. Löse die Fesseln."
Alle Mystiker, gleich welcher Religion sie angehören, sind sich in einem Punkt einig: die Welt ist gut und alles hat seine Ordnung, selbst wenn alle Ordnung auseinander zu brechen droht. Es gibt ihn, den Plan Gottes. Auch für dich. Der erste Schritt ist aufzuwachen und zu erkennen, dass du viel mehr bist, als deine Gedanken, deine Zweifel und Ängste. Der Zweite ist aufstehen, losgehen und dich von den Fesseln befreien. Das ist mühsam, schmerzt, du wirst Hilfe brauchen, aber es zahlt sich aus.
Passend zu meinen Gedanken gibt es die Geschichte vom Adler, der nicht fliegen wollte:
https://lehrerermutigungstreffen.de/2019/03/20/der-adler-der-nicht-fliegen-wollte/
D A N K E ♡