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margitschmidinger

Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen!

2. Fastenimpuls

Die einzige Möglichkeit etwas vom Leben zu haben, ist, sich mit voller Kraft hineinzustürzen! Angelina Jolie soll das gesagt haben, könnte aber auch zu Eva passen. Die Eva, die damals von der verbotenen Frucht genascht hat. Lange Zeit wurde uns vermittelt, dass Eva die böse Verführerin war, die nicht nur den armen Adam überredet hat, von der verbotenen Frucht zu essen, sondern auch die Sünde in die Welt gebracht hat.

Sicht-Wechsel:

Die zweite Schöpfungserzählung der Bibel (Gen 2) erzählt uns von einem Gott, der aus der Erde des Ackerbodens den Menschen erschuf. Ihm hauchte er seinen Lebensatem ein. Dann formte er die Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels, doch in all diesen Lebewesen fand der Mensch kein ebenbürtiges Gegenüber. So erschuf Gott aus der Seite (Rippe) des Menschen eine Frau. Und Gott stellte den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse in die Mitte des Gartens und verbot dem Menschen davon zu essen, wohlwissend, dass der Mensch eines Tages davon essen würde. Denn Gott wusste: Regeln sind dazu da, um sie zu brechen und dort, wo er sich über Verbote hinwegsetzt, dort beginnt der Mensch sich wirklich zu erkennen. Die Frage nach Schuld, nach dem warum, die Frage nach dem „Menschsein“ begann…

So verdanken wir der Frau ein neues Bewusstsein. Der Mensch erkannte sich selbst, er wurde zum Subjekt, bekam einen Namen. Adam erkannte Eva, so spürten sie zum ersten Mal Lust und schliefen miteinander. Sie erkannten Gott als Gegenüber. Beziehung begann, schöpferisches Leben und Mitgestalten begann. Der Mensch war lebendig geworden. Nun galt es, das Paradies zu verlassen und das Leben selbstverantwortlich zu gestalten. Gott bekleidete die Menschen mit einem warmen Fell. Er wusste, dass sie Schutz brauchten, um in der rauen Wildnis zu überleben. Gott vertraute ihnen die Erde an, er traute ihnen viel zu. Von nun an waren sie sterbliche Wesen. Neugierig und unbeholfen tapsten sie hinein ins Leben.


Wenn wir die Schöpfungserzählung mit einer neuen Brille lesen, dann ist das Leben mehr ein Ausprobieren und Entdecken, ein Werden und Wachsen. Und Mutter Erde ist ein Ort der vielen Möglichkeiten, den wir geschenkt bekommen haben. Gott verdammt den Menschen nicht, nein, er traut ihm viel zu. Er traut ihm zu, lebendig zu werden. In unserer Wohlstandsgesellschaft machen viele Menschen keine wirkliche Erfahrung des Lebendig-Seins mehr. Wir werden zugemüllt mit Bürokratie, Gesetzen, mit so vielen materiellen Sachen und Dingen, die tot sind. Da ist meist kein Leben drin. Leben, das ist riechen, schmecken, fühlen, hören, schauen, tasten. Leben das ist Beziehung. Zu mir, zum anderen und zu Gott. Wir sind nicht getrennt voneinander, nur frei, unseren Weg selbst zu wählen.

Übung: Beginne deinen Tag mit einem kurzen Ritual. Stelle dich aufrecht hin, nimm dich wahr in deiner Größe. Verbinde dich mit dem Boden, mit Mutter Erde, die dich trägt und dem Himmel, der dich hält. Gehalten von oben und getragen von unten kannst du ganz loslassen. Atme ein paar Atemzüge bewusst ein und aus – einatmend sage ICH – ausatmend sage LEBE.

Gehe achtsam durch diese Woche und beobachte dich, wo du eine Erfahrung des Lebendig-Seins machst.


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