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margitschmidinger

Spüre den Herzschlag des Tages! (P.Hufnagel)


Geht’s dir auch oft so, dass du mit deinen Gedanken ganz wo anders bist? Manchmal bekommen unsere Gedanken Flügel und wir denken darüber nach, welche Arbeiten noch erledigt werden müssen, welche „chats“ noch beantwortet werden sollen, machen uns Sorgen, was die Zukunft alles bringen wird. Oder wir beklagen Situationen aus der Vergangenheit und spulen immer wieder die gleichen Gedanken ab, was wir anders hätten machen sollen oder wie der Andere sich verhalten hätte sollen. Wenn die Umstände so und nicht so gewesen wären, ja dann wäre alles ganz anders gekommen und vor lauter was wäre wenn, vergessen wir den gegenwärtigen Augenblick. Das Leben ist immer JETZT. Doch mit unseren Gedanken sind wir meist wo anders. Das bekannte Zitat von Karl Valentin bringt es gut auf den Punkt: „Heute mach ich mir eine Freude und besuch mich selbst. Hoffentlich bin ich zuhause!“ Das Leben rauscht an uns vorbei und am Abend fragen wir uns, was hab ich eigentlich heute den ganzen Tag gemacht?

Sicht-Wechsel:

Ein Leben in der Gegenwart braucht eine bewusste Entscheidung und die Bereitschaft diesen Lebensstil einzuüben. Achtsamkeitstraining ist angesagt. Entrümple deine sozialen Kontakte, schalte das Handy, TV, Radio nicht automatisch ein, sondern überlege ob es jetzt wirklich notwendig ist. Wenn du ständig arbeitest, dann frag dich, wer oder was deine Antreiber sind. Suche die Stille, gehe in die Natur, am besten alleine, meditiere, bete, eigne dir ein Morgen- und Abendritual an. Suche was zu dir passt. Wichtig ist die Regelmäßigkeit und das Dran-Bleiben. Spüre den Herzschlag des Tages und du wirst wieder mehr Lebendigkeit und Gottverbundenheit spüren und wahrnehmen. Klingt alles ganz einfach, ist aber Schwerstarbeit. Bleib barmherzig mit dir und finde immer wieder hinein in einen achtsamen Lebensstil.

Wie so oft finden wir auch zum Leben im JETZT eine spannende und aufschlussreiche Geschichte im Alten Testaments (Exodus 3). Gott gibt sich zu erkennen und zeigt sich als „der Gegenwärtige“. Mose ist Schafhirte, eines Tages macht er eine wundersame Entdeckung. Er sieht einen Dornbusch der brennt und doch nicht verbrennt. Als er näher kommt spricht Gott und beauftragt ihn, die Israeliten aus der Hand der Ägypter zu befreien. Mose zweifelt und fragt: »Wenn ich nun zu den Leuten von Israel komme und zu ihnen sage: „Der Gott eurer Vorfahren hat mich zu euch geschickt“, und sie mich dann fragen: „Wie ist sein Name? – was soll ich ihnen sagen?“ Gott antwortete: „ICH BIN“, und er fügte hinzu: „Sag zum Volk Israel: Der ICH-BIN-DA hat mich zu euch geschickt.“

Gott ist Gegenwart – der „ICH BIN DA“. Diese Jahrtausende alte biblische Erzählung weiß bereits, dass Gott und das Leben im Hier und Heute zu finden ist. Wir können über Gott viele Worte verlieren, theologisieren, in den alten Büchern nach ihm suchen oder unsere Hoffnung aufs Jenseits verlagern. Eine wirkliche Erfahrung können wir nur im gegenwärtigen Augenblick machen. Gott ist nicht verfügbar. Gott ist nur im Moment erfahrbar. Kaum glauben wir ihn wahrzunehmen, entschwindet er wieder. Es bleibt ein „berührt sein“, ein „ergriffen sein“. All das können wir nicht machen. Wir können nur die Wahrscheinlichkeit erhöhen, indem wir achtsam leben und unsere Sinne schulen. Je mehr wir im JETZT leben, desto mehr füllt sich das Leben mit kostbaren Augenblicken. Bruder David Steindl-Rast vergleicht unser Leben mit dem Leben einer Biene. Wir sammeln Nektar und geben ihn in eine Honigwabe. Nichts von diesen Augenblicken geht verloren, das Leben bekommt mehr und mehr Süße, ein Vorgeschmack auf den Himmel ist uns geschenkt. Lebendig Sein – Gegenwärtig Sein – In Gott Sein – das ist ein und dasselbe.

Übung:

Nimm dir jeden Tag Zeit für einen Spaziergang, auch wenn es nur ein paar Minuten sind. Gehe schweigend, langsam und schaue was du siehst. Achte auf die verschiedenen Gerüche und Düfte. Spüre den Wind, die Sonne, den Regen auf deiner Haut. Bleib nach einigen Minuten stehen, spüre den Boden unter deinen Füßen, verbinde dich mit deinem Ein- und Ausatmen. Stelle dich bewusst in die Gegenwart Gottes und sage einatmend „ICH“, ausatmend sage „BIN DA“! Bleib einige Minuten bei dieser Atemübung.


Eine passende Weisheitsgeschichte zum Thema Achtsamkeit


Ein Zen-Schüler fragt seinen Meister: „Was unterscheidet den Zen-Meister von einem Zen-Schüler?“ Der Zen-Meister antwortet: „ Wenn ich gehe, dann gehe ich . Wenn ich esse, dann esse ich. Wenn ich schlafe, dann schlafe ich.“

„Wieso? Das mache ich doch auch.“

Der Zen-Meister antwortet: „Wenn du gehst, denkst du ans Essen und wenn du isst, dann denkst du ans Schlafen. Wenn du schlafen sollst, denkst du an alles Mögliche. Das ist der Unterschied.“


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