In den letzten Tagen sind sie uns dort und da begegnet. Die Heiligen drei Könige, die von Haus zu Haus ziehen und um Geld bitten für Menschen in Not. Sie greifen damit die Erzählung im Matthäusevangelium auf, wo es heißt: „Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen die Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen ihm zu huldigen.“ Mt 2,1-2
Das Bild des Königs, der Königin ist ein Archetyp, ein Urbild unserer Seele (der Psychoanalytiker C.G.Jung hat diese Bilder entworfen – die 12 Archetypen der Seele). D.h wir alle tragen dieses Bild des Königs, der Königin in uns. Und es gibt wohl kaum ein Kind, das sich im Fasching nicht gerne als König*in oder Prinz*essin verkleidet. Die Kinder nehmen dieses Urbild der Seele in sich wahr.
Welcher König, welche Königin möchtest du sein?
Es ist ein sehr zeitgemäßes Bild, denn wir reden in diesen Tagen immer mehr von Selbstverantwortung und davon, dass wir als Bürger nicht nur Rechte haben, sondern auch Pflichten.
Ein guter König, eine gute Königin übernimmt Verantwortung für sich selbst und für die Gemeinschaft. Sie kennen das Land, den Besitz den es zu verwalten gibt, sie haben einen guten Überblick, sie treffen klare Entscheidungen zum Wohle aller, sie tragen Sorge für die anderen und sind am Gemeinwohl interessiert. Sie wollen, dass es allen gut geht in ihrem Reich und das alle Menschen zu einem guten Leben finden. Dafür stellen sie die notwendigen Mittel zur Verfügung. Sie machen nicht alles selber, sondern übertragen die Verantwortung an die Gemeinschaft. Sie suchen die besten Lehrer und Verwalter und ermächtigen die Menschen, je nach Fähigkeit und Charisma. So ein guter König ist der neugeborene König der Juden, der Christus.
Wir tragen diesen König, den Christus, in uns.
Herodes ist das genaue Gegenteil zum guten König, er ist nur auf sich bezogen. Angst vor Machtverlust leitet seine Entscheidungen. Er ist hinterlistig, scheinheilig, lockt die Sterndeuter zu sich, um zu erfahren, wo der Konkurrent zu finden ist. Sein Reich ist auf Konkurrenz, Macht und Gier aufgebaut. Er ist nur auf sich bezogen, die Gemeinschaft interessiert ihn nicht. Als Herodes erfährt, dass die Sterndeuter ihn getäuscht haben, schreckt er selbst vor Mord und Gewalt nicht zurück. Herodes stellt seine Macht und Größe durch Prunk, Gold und Brutalität zur Schau, um seine eigene tiefsitzende Angst zu überdecken.
Wir tragen auch den Herodes, den Schattenkönig, in uns.
Welcher König, welche Königin möchtest du sein?
Welche Frage, natürlich wollen wir alle gut sein. Aber für ein reifes, erwachsenes Leben müssen wir beide Teile in uns anerkennen. Wir sind nicht nur gut, sondern wir alle tragen auch unsere Schattenseiten in uns. Christus und Herodes – die beiden kämpfen in jedem von uns.
Die Einladung an dich wäre, den Kampf zu beenden und beide Königsqualitäten in dir wahrzunehmen und dich auch mit deiner Schattenseite auszusöhnen. Dann kann sich der hartherzige, angstvolle Herodes wandeln und zum kleinen Kind in der Krippe werden, das geliebt werden will. Die Versöhnung mit dem inneren bedürftigen Kind lässt dich wachsen und die gute Königswürde in dir sichtbar werden.
Und so ziehen die Sterndeuter bis heute von Haus zu Haus, um dich daran zu erinnern, dass die Christus-Königswürde auch in dir schlummert? Oder schon wach geworden ist?
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